[home]   [hintergrund]   [forum]   [blog]   [impressum]
<h1>info-portal rechtsextremismus</h1>
Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark
 
[news]
news >> 2024 >> 240805_01

05.08.2024

25 Gewalttaten in acht Monaten

"Geschädigter war stets dieselbe Person"

Templin (ipr) Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Templiner vor dem Landgericht Neuruppin erhoben, weil der über Monate hinweg einen 29-jährigen Mann gedemütigt, geprügelt, gefoltert und wie einen Sklaven behandelt haben soll. Der Angeklagte soll zur rechten Szene Templins gehören.


Antwort der Sprecherin des Landgerichtesfoto: ipr

Am 2. Februar stürmten Beamte des SEK eine Wohnung in der Templiner Mühlenstraße nicht weit von der Werkstatt entfernt in der vor 16 Jahren Berd Köhler von zwei Nazis ermordet worden war. Der Wohnungsmieter, Tom W., wurde festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Zwei Tage zuvor hatte sich sein Opfer auf dem Templiner Polizeirevier gemeldet, Anzeige gegen Tom W. erstattet und den Polizisten erste Einblicke in seinen Leidensweg der zurückliegenden acht Monate gegeben. Anfangs ermittelte der Staatsschutz in Prenzlau. Später die Mordkommission des LKA in Eberswalde.

Die Drohkulisse

Tom W. soll sich seinem Opfer gegenüber als Teil eines gewaltbereiten Rockerclubs dargestellt haben. Er soll sogar eine Kutte dieses fiktiven Clubs besessen haben. Dieser Behauptung soll er mit Stockschlägen und Schlägen mit einem Metallrohr und Faustschlägen Nachdruck verliehen haben. Tom W. soll damit gedroht haben, Familienangehörige drogenabhängig zu machen, zur Prostitution zu zwingen oder gar zu töten. Nach einiger Zeit der Gewaltandrohung und Gewaltanwendung soll sein Opfer wie ein Hund auf "sitz" und "platz" reagiert haben.

So gefügig gemacht, war der 29-Jährige bereit, seinem "Herrn" die Wohnung zu putzen, den Müll rauszutragen, die Einkäufe zu erledigen und monatliche Schutzgeldzahlungen zu leisten.

Todesängste

Hinter den Worten "in zwei Fällen zudem mittels einer das Leben gefährdenden Behandlung" soll der abgebrochene Versuch von Tom W. stecken, sein Opfer zu erwürgen. Dabei soll er dem Mann eine Müll- bzw. Plastiktüte über den Kopf gezogen und ihn solange gewürgt haben bis er ohnmächtig zu Boden fiel.

Extrem einschüchternd müssen auch die Scheintötungen gewesen sein. Dabei soll W. eine ungeladene Pistole an den Kopf seines Opfers gehalten und abgedrückt haben. Dazwischen Todesangst.

Das Ausdrücken von glimmenden Zigaretten auf der Haut des Opfers ist schlichtweg eine Foltermethode.

Dass der Geschädigte gezwungen worden sein soll, vor einer Hakenkreuz-Fahne den Hitlergruß zu zeigen, spielt strafrechtlich keine Rolle. Es würde aber etwas über das Herrenmenschendenken des Angeklagten aussagen.

Ein sonderbarer Zwischenfall


screenshot: ipr

Es ist nicht das erste Mal, dass gegenrede.info über Tom W. berichtet. Im November 2023 war er abends gemeinsam mit dem Templiner Nazi Martin M. in der Stadt unterwegs als ein Polizeiwagen neben ihnen hielt. Tom W. rannte davon, die Polizisten hinterher. Es kam zu einer Auseinandersetzung. Die Polizisten setzten einen sogenannten Taser ein, um ihn zu beruhigen. Martin M. hatte die ganze Aktion gefilmt und ins Netz gestellt. Er suchte Zeugen für das seiner Ansicht nach übergriffige und völlig unnötige Verhalten der Polizisten. Das Video zeigt einen Mann mit Bomberjacke, der von den Polizisten zu Boden gebracht wird. Zwei Tage später war das Video wieder verschwunden.

Die letzte Passage der Polizeimeldung lautete: "Nun ermittelt die Kriminalpolizei in der Sache. Dabei geht es um Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Bedrohung und Beleidigung. Darüber hinaus wird auch die Frage zu klären sein, wieso der 26-Jährige eigentlich das Weite suchen wollte."

An diesem Novemberabend hatte Tom W. seinen "Sklaven" und "Hund" bereits fünf Monate unter seiner Knute.



Ihre Meinung

zurücknach oben