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news >> 2020 >> 201109_01

09.11.2020

Spur der Gewalt 02

Der Schläger

Prenzlau (ipr) Derzeit muss sich ein 20-jähriger Prenzlauer wegen mehrerer Gewalttaten, Bedrohung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor dem Jugendschöffengericht in Prenzlau verantworten. Vergangenen Freitag war der vierte Prozesstag.

Am dritten Prozesstag vor zwei Wochen glänzten zahlreiche geladene Zeugen durch Abwesenheit.  Gestern ließ das Gericht da weniger anbrennen. Es fehlten nur zwei Personen.

Nachdem am dritten Prozesstag der Angeklagte, Jordan G., im Thor Steinar Sweatshirt erschienen war, legte er gestern noch einen drauf und erschien mit einer Runenjacke. Dumm nur für den 20-Jährigen, dass der Staatsanwalt sich mit der Strafbarkeit bestimmter Runen auskennt.

Er entdeckte auf der Jacke die Tyr-Rune. Die Tyr- oder Tiwaz-Rune, auch Kampfesrune genannt, wurde als Kennzeichen einer SS-Freiwilligendivision, Erkennungszeichen der Hitlerjugend, Abzeichen der SA, und für erfolgreiche Absolventen der Reichsführerschulen verwendet.

Da der Angeklagte, die Jacke nicht freiwillig herausgab, ließ er die Verhandlung unterbrechen und besorgte einen entsprechenden Beschluss. Zwei Staatsschützer wurden herbeigerufen, nahmen die Jacke in Empfang und fertigten eine Anzeige wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisation. Der Angeklagte protestierte und sagte, dass da nicht strafbares zu sehen sei. Das half allerdings nichts.

Die Überfälle auf Manuel T.

Manuel T. ist ein früherer Punk, der in die Trinkerszene abgewandert ist. Er ist regelmäßig in der Prenzlauer Innenstadt an einem Supermarkt an der Stadtmauer anzutreffen. Manuel T. ist am Abend des 9. Juni 2020 sogar zweimal überfallen worden. Am ersten Überfall sollen zwei Männer beteiligt gewesen. Darunter wahrscheinlich Paul H. Der 37-jährige Ex-Punk wurde geprügelt, zu Boden gebracht und erhielt reichlich Tritte an den Kopf.

Danach war er ins Krankenhaus gegangen und war, so seine Aussage, ohne richtige Untersuchung wieder entlassen worden. Er kehrte zum Supermarkt zurück. Dort soll er dann ohne Vorwarnung von Jordan G. attackiert worden sein. Er soll mehrere Faustschläge ins Gesicht erhalten haben. Ein weiterer Zeuge sagte: "Der Angeklagte prügelte auf T. ein als wäre der ein Boxsack." Ein dritter Zeuge bestätigte die Prügelorgie.

Danach ist die frühere Fachkraft für Lagerwirtschaft erneut ins Krankenhaus in die Notaufnahme gegangen, und war dort seiner Aussage nach erneut nicht richtig untersucht worden.

Er habe den nächsten Tag im Bett gebracht. Am darauffolgenden Tag sei sein Gesicht angeschwollen und er habe seinen Hausarzt aufgesucht. Der habe ihn sofort ins Krankenhaus überwiesen. Dort wurde dann Nasen- und Jochbeinbruch diagnostiziert.

Mit seiner Aussage vor Gericht erweckte Manuel T. den Eindruck als sei er wegen seiner Alkoholkrankheit nachlässig behandelt worden.

Der behandelnde Arzt in der Notaufnahme musste ebenfalls in den Zeugenstand. Er berichtete das T. öfters in der Notaufnahme behandelt werden muss. Am 9. Juni sagte der 65-jährige Arzt bei beiden Untersuchungen keinen Frakturen im Gesicht oder Nase ertasten können. Normalerweise - da habe er langjährige Erfahrung - würde er das sehr wohl spüren, wenn das Nasen- oder Jochbein gebrochen wäre.

Dass Manuel T. zweimal überfallen worden ist, bleibt unstrittig. Dass Jordan G. beim zweiten Mal der Täter war, ebenfalls. Wer die Knochenbrüche im Gesicht von Manuel T. verursacht hat, wird nicht geklärt werden können.

Die Demütigung von Julian B.

Julian B. aus Penkun saß am 6. April 2020 mit zwei Bekannten im Prenzlauer Stadtpark auf einer Bank und unterhielt sich. Drei junge Männer - Jordan G., Lucas H. und Paul H. - näherten sich, blieben wenige Meter vor der Bank stehen, gafften und tuschelten. Das ging etwa so zehn Minuten, sagte der Angeklagte, zwanzig sagt sein Opfer. Jordan G. ging davon aus, dass sein Opfer Drogen genommen hat. Wie er drauf kam, bleibt unklar.

Irgendwann stand Julian B. auf. Er wurde herumgestoßen, senkte den Blick als Jordan G. ihm das in Herrenmenschenmanier befahl und bekam einen Schlag ins Gesicht. Er nahm Jordan G. in den Schwitzkasten und brachte ihn zu Boden. "Ich hatte ihn gut in Griff", konstatierte er im Zeugenstand. Die Begleiter von Jordan G. rieten Julian B., seinen Peiniger loszulassen. Was er dann auch tat. Daraufhin bekam er von G. einen weiteren Schlag ins Gesicht. Bs. BegleiterInnen wollten nun die Polizei rufen. Gs Begleiter bettelten, dies nicht zu tun. Dafür war es allerdings zu spät.

Im Gerichtssaal einigten sich G. und B. auf 300 Euro Schmerzensgeld, das G. zahlen wird.

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