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news >> 2018 >> 181115_01

15.11.2018

Wodka-Party Schläger

Prozess-Splitter

Prenzlau (ipr) Am Dienstag wurde in Prenzlau vor dem Schöffengericht der Prozess gegen einen Nazi aus Mecklenburg-Vorpommern fortgesetzt. Dem Mann wird gemeinsam begangene gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Timm F. wird vorgeworfen im Prenzlauer Eventcenter (A20 oder Arena) im März 2016 gemeinsam mit zwei derzeit unbekannten Komplizen drei Flüchtlinge aus dem Iran verprügelt zu haben. Der 27-jährige Angeklagte wurde aus der Haft vorgeführt. Er sitzt derzeit wegen ähnlicher Taten eine mehrjährige Haftstrafe ab. Vor Gericht macht er von seinem Recht Gebrauch zu schweigen.

1. Prozesstag

Das einzig in Deutschland verbliebene Opfer des Überfalls, der Friseur Majid T., hatte am ersten Prozesstag den Angeklagten eindeutig als einen der Schläger identifiziert. Er behauptete auch, dass die Security bei dem Überfall zugeschaut und nicht eingegriffen hätte.

Er schilderte den Abend aus seiner Sicht. Er berichtete, dass man mit deutschen Frauen im Eventcenter war. Auf der Tanzfläche habe es Probleme mit Rempeleien und Disputen gegeben an denen auch schon Timm F. und sein Freund beteiligt gewesen sein sollen. Ob es sich dabei um Alexander B. handelt, der gemeinsam mit  Timm F. zur Wodka-Party gekommen war, blieb dabei aber offen.

Timm F. hat dann allerdings die Situation scheinbar entspannt. Er kam zu Majid T. und bot ihm Faust an Faust an, was der auch akzeptierte. Damit schien die Situation entspannt. Kurz darauf wurden die drei Flüchtlinge durch die Security gebeten, die Veranstaltung zu verlassen. Als die jungen Iraner auf den Vorplatz der Arena betraten, kam es zu einer weiteren Begegnung mit der Faust von Timm F. Allerdings landete die dann unerwartet auf Wange und Nase von Majid T. Er ging zu Boden.

Insgesamt wurden am ersten Prozesstag sieben Zeugen befragt. Zum Tatgeschehen selbst konnte außer Majid T. niemand etwas sagen. Das Meiste war geprägt von Erinnerungslücken und Beschwichtigungen.

Dietmar Kärnchen, der Verteidiger versuchte aus den Aussagen der verschiedenen Zeugen und Zeuginnen eine Abfolge der Ereignisse zu entwickeln. Gab es seiner Meinung nach zeitliche Widersprüche, versuchte er die heraus zu arbeiten.

Und dann war da noch der Zeuge Philipp M. Der 21-Jährige aus Grambin (MV) nölte schon vor dem Gerichtssaal rum. Er wisse gar nicht, was er hier solle. Er sei doch gar nicht in Prenzlau dabei gewesen. Das stimmt. Aber er hatte gegenüber der Polizei in Anklam in einem anderen Zusammenhang erzählt, dass sowohl Timm F. als auch Alexander B. ihm gegenüber geprahlt hatten, in Prenzlau auf der Wodka-Party, Flüchtlinge verprügelt zu haben. Vor Gericht wollte er sich daran nicht mehr erinnern. Er fühlte sich sichtbar unwohl. Er wollte kein Kameradenschwein sein.

Der Staatsanwalt nahm ihn in die Mangel bis er letztendlich seine Aussage bei der Polizei vor Gericht bestätigte.

2. Prozesstag

Einziger Zeuge gestern war der ermittelnde Beamte des Staatsschutzes. Er berichtete wie man aus einer Vielzahl an Fotos die an diesem Abend bei der Wodka-Party gemacht und im Netz veröffentlicht worden sind, Tatverdächtige ermitteln konnte. Bei Lichtbildvorlagen vom Angeklagten und ähnlich aussehenden Personen, wurde Timm F. als einziger von den Opfern identifiziert. Allerdings sind sein Nasenwurzel-Piercing und seine großen Tunnel auch sehr markant.

Hier versuchte der Verteidiger die Methodik der Lichtbildvorlage in Frage zu stellen. Was ihm allerdings nicht überzeugend gelang.



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