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news >> 2018 >> 181024_01

24.10.2018

Erst die Hitlersatire: "Er ist wieder da"

Danach kam der blutige Ernst

Prenzlau (ipr) Vergangenen Donnerstag begann der Prozess gegen zwei Rechtsextremisten aus Mecklenburg-Vorpommern vor dem Schöffengericht in Prenzlau wegen gemeinschaftlich begangener gefährlicher Körperverletzung. Den beiden jungen Männern wird vorgeworfen, vor drei Jahren einen Flüchtling aus Eritrea im Prenzlauer Zentrum zusammengetreten zu haben.

Die beiden Angeklagten Andy B. und Martin M. machten von ihrem Recht Gebrauch, vor Gericht zu schweigen. Das Verfahren gegen einen weiteren Nazi, Sebastian H., wurde abgetrennt. Die Staatsanwaltschaft kennt seine aktuelle Adresse nicht. Gegen zwei weitere Männer, Marcel L. und Fabian F., wurden Strafbefehle wegen "unterlassener Hilfeleistung" und "versuchter Strafvereitelung" erlassen, die auch rechtskräftig geworden sind. Marcel L. war der einzige aus der Gruppe, der gegenüber der Polizei und vor Gericht geredet hat.


Keltenkreuz und "Heil Hitler": So präsentiert sich ein Angeklagter im
Netzscreenshot: ipr

Die fünf Männer waren am Abend des 04.11.2015 in Prenzlau gemeinsam unterwegs. Sie waren im Kino gewesen, um sich die Hitler-Satire "Er ist wieder da" anzuschauen. Während der Vorstellung waren die fünf Männer national drauf. Sie schwenkten die Reichskriegsflagge, zeigten den Hitlergruß und riefen "Sieg Heil". Nach dem Film wollten die Männer zurück nach Pasewalk. Sie hatten das Auto, das in der Friedrichstraße an der alten Post geparkt war, schon fast erreicht, da bog Solomon Y. auf einem Fahrrad um die Ecke. Der ahnte nichts Böses. Er kam vom Bahnhof und wollte zur Flüchtlingsunterkunft.

"Guck mal ein Neger", soll Sebastian H. gerufen haben. Dann flog mindestens eine Bierflasche in Richtung des etwa 10 Meter entfernten Flüchtlings. Die Flasche traf die Speichen und Solomon Y. stürzte.

Sebastian H. und und Andy B. sollen gleich los gerannt sein und sollen den Eritreer brutal an Kopf und Körper geschlagen und getreten haben bis Blut floss. Der versuchte seinen Kopf vor den Tritten und Schlägen zu schützen. Dann soll Andy B. dem Flüchtling den Mund zugehalten haben, weil der laut geschrien habe. Zum Schluss wurde das Fahrrad zwei Mal auf Solomon Y. geschmissen. Der war ohnmächtig geworden.

Die Rolle von Martin M. blieb am Donnerstag unklar. Er habe Marcel L. und Fabian F. weggeschickt und sei dann rüber zu den Schlägern gegangen.

Gegenüber der Polizei sagte Marcel L., er habe gedacht die schlagen den tot. Vor Gericht hielt sich Marcel L. zurück. Er schilderte alles viel harmloser. Er versuchte, die Gewalttaten dem abwesenden Sebastian H. anzulasten.

Die Verhandlung wird am 1. November fortgesetzt. Es sollen noch zwei Polizisten angehört werden, die in der Nähe des Tatortes waren und Marcel L. dabei erwischten, wie er mit seinem Auto auf der Friedrichstraße in der falschen Richtung fuhr.



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