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news >> 2017 >> 170310_01

10.03.2017

Lokalpresse funktionalisiert

Mit Babydream zum Nazi-Traum

Prenzlau (ipr) Einem Prenzlauer Anhänger der Nazi-Partei "Der III. Weg" ist es gelungen, am Dienstag kostenlos Parteiwerbung in den lokalen Tageszeitungen von Prenzlau und Pasewalk zu platzieren. Und niemand in den Redaktionen scheint es bemerkt zu haben.


screenshot: ipr

Ronny Rosner ist Vater geworden. Stolz präsentiert er seine Tochter auf einem Foto in der Prenzlauer Zeitung. Umrahmt wird er von der Mutter des Babies und der Schwester. Er trägt ein schwarzes T-Shirt. Die anderen tragen helle Kleidung. Der Vater sitzt im Zentrum des Bildes als ginge es um ihn und nicht um das Neugeborene. Auf dem T-Shirt prangt in Herzhöhe das Emblem des III. Weg, eine römische Drei mit Punkt und Ehrenkranz. Da das Mädchen in der Asklepios-Klinik Pasewalk das Licht der Welt erblickte, erschien das Foto zusätzlich noch in der dortigen Lokalausgabe des Nordkurier.

Die schlechte Nachricht

Das Foto passt ideal in die Botschaft der Nazis vom III. Weg. Im Punkt Drei ihres Parteiprogramms - "Deutsche Kinder braucht das Land" - heißt es: " Die Grundlage der Bevölkerungspolitik der Partei DER DRITTE WEG ist die konsequente Förderung von kinderreichen Familien zur Abwendung des drohenden Volkstodes. ..." Mit dem Abdruck des Fotos lassen sich die beiden Lokalausgaben des Nordkuriers in diese Propaganda einspannen.

Beide Redaktionen versichern gegenrede.info, dass sie keinen Einfluss auf die fotografische Gestaltung der Seite hätten. Die Fotos würden auch nicht mehr von Redaktionenmitarbeitern gemacht sondern von einer Fremdfirma angeliefert. Babydream, eine auf Babyfotos spezialisierte Agentur mit Sitz in Chemnitz. Die wiederum beauftragen Fotografinnen und Fotografen aus der Region, die Neugeborenen abzulichten. Zusammengebaut würden die Seiten mit den Babies dann am redaktionellen Tisch in Anklam (MV). Vor Ort sähe man die Seiten erst am Tag ihres Erscheinens. Also erst dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Die vermeintliche Fotografin hat sich auf Anfragen von gegenrede.info bisher nicht reagiert.

Die gute Nachricht

Zumindest in Pasewalk gab man gegenüber gegenrede.info zu, dass man diese Nazi-Partei gar nicht kenne. Das sorgt natürlich für Spott und Kopfschütteln. Sollten sich doch gerade Journalistinnen und Journalisten politisch auf der Höhe der Zeit bewegen. Aber trotzdem ist es eher eine lässliche Sünde, der sonst bei rechten Umtrieben doch recht wachen Redaktion. Das wiederum zeigt aber auch die Schwäche der Nazi-Kleinstpartei. Es ist dem III. Weg mit seiner Kampagnenpolitik noch nicht gelungen, das rechte Milieu zu verlassen und die Öffentlichkeit im größen Stil zu erreichen.

Dabei versucht die Partei karitative Aktivitäten wie Kleiderverteilaktionen zur Propaganda und zur Gewinnung von Wählern zu nutzen. Im Gegensatz zu karitativen Organisationen, die ihre Hilfen rein nach Bedürftigkeit vergeben, werden Spenden jedoch ausschließlich an Deutsche abgegeben.

Außerdem verbreitet sie eine Broschüre, in der rassistische Ressentiments gegen Asylsuchende geschürt und "Tipps zur Verhinderung von Flüchtlingsheimen" in der "eigenen Heimat" bis hin zur rechtlichen Beratung angeboten werden. Im Frühjahr 2016 forderte die Partei mit Postkarten bundesweit Politiker und politisch engagierte Menschen dazu auf, Deutschland über die Balkanroute zu verlassen.

In die Schlagzeilen kamen sie zuletzt mit der Kampgne "Tierfutter statt Böller". Da missbrauchten sie in vielen Fällen die Arglosigkeit von Tierfreunden für ihre Propaganda.



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