[home]   [hintergrund]   [forum]   [blog]   [impressum]
<h1>info-portal rechtsextremismus</h1>
Nachrichten, Berichte, Analysen zum Rechtsextremismus in der Uckermark
 
[news]
news >> 2015 >> 151217_01

17.12.2015

Stützpunkt des III. Weges in der Uckermark gegründet

Bisher als Partei kaum sichtbar

Angermünde (ipr) Die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der Dritte Weg" breitet sich in Brandenburg weiter aus. Vergangenen Samstag wurde in Angermünde der Stützpunkt Uckermark offiziell gegründet.

Nach Potsdam-Mittelmark und Berlin ist das der dritte Stützpunkt im Nordosten Deutschlands. Von Angermünde aus soll der gesamte Norden Brandenburgs betreut werden. In Angermünde lebt seit Februar 2013 mit Matthias Fischer mit Frau und zwei Kindern. Fischer ist eine der führenden Köpfe dieser Partei, obwohl er nicht im Parteivorstand vertreten ist. Er gehört zu den Hauptrednern, der im Wochenrhythmus bundesweit gegen Flüchtlinge hetzenden Partei. Welche Rolle er selbst im Stützpunkt Uckermark einnimmt, ist noch unklar.

Bisher waren asylfeindliche Flugblätter des "III. Weges" lediglich in Angermünde und Schwedt aufgetaucht. Als Parteiunterstützer traten in der Öffentlichkeit bisher der Angermünder Daniel Schümann und in Schwedt Bela Szekely in Erscheinung.

Schümann kommt aus Angermünde, besuchte dort das örtliche Gymnasium und tauchte im Umfeld der "Freien Nationalisten Uckermark" auf. Er beteiligte sich in diesem Jahr an verschiedenen Aufmärschen der Partei, verteilte Flugblätter in Angermünde und begleitete Fischer zum Heldengedenken an den Wolletzsee.

In Angermünde bekennt sich noch der Lautsprecher der Facebook-Gruppe "Uckermark gegen Überfremdung und Asylmissbrauch", Matthias Jenrich, zum "III. Weg". Seit Anfang Oktober zeigt er sich auf seinem Profilfoto im schwarzen T-Shirt mit weißem Parteilogo. Ob Jenrich schon im August mit von der Partie war als der "III. Weg" sein Sommerfest in der Uckermark feierte, ist unklar. Damals waren die schwarzen T-Shirts der große Renner. Auf den Fest-Fotos scheinen alle Gäste schwarze T-Shirts zu tragen.

Bela Szekely ist etwa zur selben Zeit wie Fischer in die Uckermark gezogen. Allerdings kam er nicht wie Fischer aus Fürth nach Angermünde sondern aus Bremerhaven nach Schwedt. Er ist das erste Mal im Juli bei einer Einwohnerversammlung zur neu eröffnenden Flüchtlingsunterkunft in Schwedt sichtbar aktiv geworden. Danach beteiligte er sich noch am Tag der deutschen Zukunft in Neuruppin. Zuletzt war er allerdings in Bad Freienwalde in Aktion. Szekely hält auch Kontakte nach Ungarn.

Strukturen

Im Landkreis Teltow-Fläming soll Robin Liebers die Aktionen des "III. Weges" koordinieren. Er war eine Zeitlang Landeskoordinator der Jungen Nationaldemokraten. Er ist Beisitzer im Bundesvorstand des "III. Weges". Matthias Fischer und Robin Liebers kennen sich aus früheren NPD-Zeiten. Im Februar 2008 waren beide Nazis in Budapest auf der Gedenkveranstaltung zum "Tag der Ehre" als Redner aufgetreten. Laut Wiener Zeitung haben sie über die "großen Heldentaten der Waffen-SS- und der ungarischen Pfeilkreuzler-Einheiten" gesprochen. Zumindest die Ansprache von Liebers findet sich bei You Tube.

Pascall Stolle, der gemeinsam mit Maik Eminger den Stützpunkt Potsdam-Mittelmark aufgebaut hat, ist mittlerweile nach Eisenhüttenstadt gezogen. Dort wird er nicht untätig bleiben und versuchen, auch dort Parteistrukturen zu entwickeln.

Der III. Weg – was ist das?

Seit September 2013 organisierten sich süddeutsche Nazis für den Fall eines Verbots des Nazi-Netzwerks "Freies Netz Süd" (FNS) im III. Weg . Gegründet wurde die sich selbst als nationalrevolutionär bezeichnende Partei nach eigenen Angaben am 28. September in Heidelberg.

Nach den Razzien im Juli 2013 und Ermittlungen in einem Vereinsverbotsverfahren suchten die Mitgliedsgruppen des FNS nach neuen Organisationsformen und gingen dabei gleichzeitig lokale und überregional Wege. In Fürth entstand die "Bürgerinitiative Soziales Fürth", in München und Augsburg die "Bürgerinitiative Ausländerstopp" und in der Oberpfalz die "Bürgerinitiative Soziale Alternative Oberpfalz". Parallel dazu wurde überregional die Organisierung als "Der III. Weg" vorangetrieben.

Wie kommt "Der III. Weg" in die Uckermark

Im Februar 2014 haben sich die Nazis Matthias Fischer und dessen Frau Tanja mit den beiden Kindern in Angermünde niedergelassen. Die Motive dafür sind unklar. Sie bewohnen dort ein großes Anwesen nahe dem Zentrum. Einige Jahre zuvor waren bereits die Eltern von Tanja Fischer und die Schwester in das nahegelegene Pinnow gezogen.

Matthias Fischer gehört seit Jahren zu den profiliertesten Nazis in Bayern. Sein Name stand schon auf der "Garagenliste" des späteren NSU-Killers Uwe Mundlos, die im Rahmen der Durchsuchungen im Januar 1998 beschlagnahmt wurde und dann in der Versenkung verschwand. Auf dieser Liste ist auch der Name von Tanja Fischers Schwester zu finden.

Bis zum Verbot im Juli 2014 gehörte Matthias Fischer zu den führenden Kadern des "Freien Netzes Süd". Gemeinsam mit Tony Gentsch betrieb er den Nazi-Versand "Final Resistance". Gemeinsam mit seiner Frau kandidierte er auf der Liste der "Bürgerinitiative Soziales Fürth" für den dortigen Stadtrat.



Ihre Meinung

zurücknach oben