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news >> 2013 >> 131013_01

13.10.2013

"Live H 8" ist Finowfurt erspart geblieben

Hass-Konzert fand in Bayern statt

Scheinfeld (ipr) Samstagabend fand in Scheinfeld (Bayern) das Nazi-Konzert "Live Hate 8" statt, das mit etwa 1000 Besuchern zu einem der größten Rechtsrock-Veranstaltung des Jahres zählt. Trotz monatelanger Werbung war es den Veranstaltern gelungen, den Ort bis zum Samstag vor der Öffentlichkeit geheim zu halten.

Patrick Schröder aus Mantel (Oberpfalz), NPD-Macher des Nazi-Online-Radio - und tv Angebots "Frei Sozial National" (FSN), war es gelungen in Scheinfeld einen Diskothekenbetreiber aufzutun, der bereit war ein Konzert anzumelden, ohne seinen rechtsextremen Partner zu nennen und die Stadt über die auftretenden Bands zu täuschen. Entsprechend erbost reagierten Bürgermeister und Stadträte als sie am Freitag von den wahren Hintergründen des Konzertes erfuhren: "Der Stadtrat der Stadt Scheinfeld verurteilt die interne Musikveranstaltung der rechten Szene aus ganz Deutschland und der Nachbarländer auf das Schärfste. Der Stadtrat wird alle juristischen Mittel ausschöpfen, um zu vermeiden, dass solche "Musikevents" (zur Resolution) jemals wieder in unserer Stadt stattfinden," heißt es in einer Resolution, die über die Website von Scheinfeld verbreitet wird. Eine rechtliche Möglichkeit das Konzert zu untersagen, fand sich trotz der Täuschung nicht.

Auch die Polizei erfuhr nach eigenen angaben erst am Freitag Konzertort. Sie kontrollier die anreisenden Konzertbesucher und auch auf dem Konzertgelände fanden Kontrollen statt. Bis gestern Abend 24:00 Uhr verlief aber alles in einem gesetzlichen Rahmen. Eine gefährliche Körperverletzung wurde registriert, weil ein West-Nazi einem Ost-Nazi eine Bierflasche über den Schädel ziehen musste. Bei Fahrzeugkontrollen wurde ein T-Shirt mit Hakenkreuzen und Hitlerportrait beschlagnahmt.

Vorgeschichte

Ursprünglich wurde das Konzert mit dem Zusatz "In Mitteldeutschland" beworben. Eine Formulierung, die Finowfurt mit einbezogen hat. Patrick Schröder war nach eigenen Angaben im Mai in Finowfurt gewesen und hat beim Solidaritätskonzert für Klaus Mann Erfahrungen mit Polizeieinsatz und Gegendemonstranten sammeln können. Seit Mai wurde jede Konzertveranstaltung auf dem Gelände in Finowfurt wegen Rechtsverstößen vorab durch die Polizei beendet. Patrick Schröder beschrieb es so: "Finowfurt ist eine Openairveranstaltung, die knallhart vom Staat bekämpft wird." Darauf haben die FSN-NPDler keinen Bock.

Als nächstes stand Kämeritz bei Zerbst unweit von Magdeburg (Sachsen-Anhalt) auf dem Plan. Doch daraus wurde nichts. Aus der Stadtverwaltung hieß es, dass von dem Veranstalter aus Weiden ein schlüssiges Sicherheitskonzept verlangt wurde, was nie kam. Zudem würde der Eigentümer das vorgesehene Grundstück nicht mehr zur Verfügung stellen. Kurz darauf präsentierte FSN eine neue Flyerversion ("In Zentral-Deutschland") mit der Kontakttelefonnummer in Weiherhammer/Mantel. Allerdings wurde bis vorige Woche der Eindruck erweckt, dass die Veranstaltung im Raum Harz stattfinden könnte. Aber weder im Innenministerium von Sachsen-Anhalt noch in Niedersachsen gab es Erkenntnisse über eine größere Konzertveranstaltung.

Am Samstagmorgen wurden dann über die Kontakttelefonnummer die Katze aus dem Sack gelassen und die anreisenden Nazis auf eine Raststätte nach Geiselwind an der A3 gelotst. Damit war klar, Zentraldeutschland liegt auf dem halben Weg von der Ostsee zum Mittelmeer, und die Neuen Bundesländer spielen für dieses Nazi-Konzert keine Rolle.

Ausblick

Mit der Organisation und Durchführung dieses Konzertes wird Patrick Schröder an Ansehen in der Szene gewinnen. Bisher ist er mehr als umstritten. Das bayerische Kameradschafts-Netzwerk "Freies Netz Süd" nennt das NPD-Mitglied einen "altbekannten Selbstdarsteller und Staatsschutz-Quatscher", dessen besonderes Verhältnis zu Staatsschutzbehörden bei freien Kräften eine "konsequente Ausgrenzung" nach sich gezogen hätte.

Seit vergangenem Sommer ist Schröder nun mit einem überarbeiteten Konzept von FSN-tv online und lässt dort regelmäßig NPD-Politiker und andere Szenegrößen zu Wort kommen. Nach eigener Aussage will er das Projekt zu einem "Aushängeschild für die nationale Bewegung machen." Sein Einstieg in das lukrative Geschäft als Konzertveranstaltet muss man als gelungen bezeichnen.



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