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news >> 2010 >> 100723_01

23.07.2010

Templin: Zweiter Jahrestag der Ermordung von Bernd K.

Die Perle der Uckermark – oder wie?

Templin (ipr) Gestern jährte sich zum zweiten Mal der Tag der Ermordung von Bernd K. Gab es im vergangenen Jahr noch eine ökumenischen Andacht in der Maria-Magdalenen-Kirche bei der die Geistlichen der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchengemeinde und der Baptisten klare Worte gegen den Nationalsozialismus und den Rechtsextremismus heute fanden, schwieg gestern Templin fast vollständig.

Peter Huth meint

Am kommenden Mittwoch wird vor dem Landgericht Neuruppin hoffentlich das letzte juristische Kapitel aufgeschlagen, das auf diesen Mord folgt. Der Anwalt des Mörders Sven P. hat in der Revision für seinen Mandanten eine erneute Hauptverhandlung erstritten. Die Schuld von Sven P. steht nicht in Frage, es geht um die Höhe der Strafe.

In den vergangenen Wochen erreichten zwei E-Mails gegenrede.info in denen auf ganz unterschiedliche Weise auf diese Mordtat reagiert wurde. Die Redaktion hat bei beiden E-Mails lange gezögert, sie zu veröffentlichen. In der einen erklärt der 20-jährige Z., der irrtümlich glaubt im Netz anonym bleiben zu können und sich „Templiner Stolz“ nennt: "Sven gehört freigesprochen ihr kennt ihm nicht und wisst garnicht was vorgefallen is und labert so ne scheiße... was soll das... ihr und eure voruteile das is zum lachen... das nenne ik ja mal tolleranz... FREIHEIT FÜR SVEN P. er is so nen toller mensch den kennen was tut..."

Ich behaupte, auch Z. weiß nicht, was in jener Nacht vorgefallen ist. Wenn doch, dann sollte er sich als Zeuge zur Verfügung stellen. Ein großes Problem des Prozesses im vergangenen Jahr war, dass Sven P. geschwiegen hatte, das Richter und Öffentlichkeit nur die Ausführungen des Komplizen Christian W. kannten. Das zulässige Brechen des Briefgeheimnisses durch den Vorsitzenden Richter gab einige Einblicke in die erbärmliche Gedankenwelt von Sven P., brachte aber keine Erkenntnisse über den Tathergang. Dank des Schweigens von Sven P. vor Gericht ahnen wir nur, was in jener Nacht in der Werkstatt von Bernd K. an Schrecklichem vorgefallen ist.

Die zweite E-Mail kam von Veronika E. Sie schrieb: „Es ist ein trauriges Schicksal was sein Leben war, und man sollte ihn nie vergessen. Auch nicht wie er zu Tode kam. Eine Gedenktafel sollte man für ihn aufstellen damit er und wie er ums Leben kam nie in Vergessenheit gerät .“ Diese E-Mail kam als Reaktion auf die Lebensgeschichte von Bernd K., die auf gegenrede.info veröffentlicht wurde. Zuvor war sie in der Berliner Zeitung erschienen. Einige Websites haben diesen Text inzwischen übernommen.

Das Gedächtnis des Internets ist für unsere Vorstellung unendlich. Manchmal ein Fluch (siehe oben), manchmal ein Segen. Dieser Text über das Leben des Bernd K. wird aus dem Netz nicht mehr zu entfernen sein. Dieser Text ist eine Gedenktafel für ihn, und viele Menschen werden zufällig über eine Suchmaschinenabfrage auf diesen Text stoßen. Vielleicht wird sich Templin ja auch irgendwann einmal an Bernd K. und diesen Text erinnern: Es gab ein Leben vor dem Tod.

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Wolfgang P. schrieb am 23.07.2010
Sind 2 Jahre lang genug, um eine solch verabscheuenswürdiges Verbrechen wie die Ermordung von Bernd K. in der Stadt Templin vergessen zu machen?
Kollektiver Gedächtnisschwund oder kollektives Verdrängen oder einfach die Unfähigkeit zu trauern? Natürlich: wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Ich (und viele andere) habe das Datum auch "vergessen". Danke für die Errinnerung daran, auch wenn es ein schmerzliches Datum ist!
Die Email von Z. ist menschenverachtend und abscheulich. Gut, dass dessen Anonymität dank der Gedächtnisfähigkeit des Internet hinfällig ist. Der Inhalt der Email errinnert mich an das T-Shirt mit der Aufschrift "186:1", mit dem die Träger die Ermordung von 186 unschuldigen Menschen durch den rechtsradikalen Timothy McVeigh 1995 in den USA verherrlichen. Z. rechtfertigt die Ermordung Ks und ruft damit indirekt zu Nachfolgetaten auf. Ist das nicht auch ein Fall für den Staatsanwalt?
Die Stadt Templin sollte sich ihrer Verantwortung bewußt werden und Bernd K. in ihre kollektive Erinnerung aufnehmen, in welcher Form auch immer. Und sei es nur, damit der 22. Juli uns allen als Mahnung in Erinnerung bleibt.

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