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news >> 2009 >> 090619_01

19.06.2009

Mühsam ist der Weg nach Biesenthal

Polizei verhindert Rechtsrockkonzert

Biesenthal (ipr) Am letzten Samstag ist es der Barnimer Polizei gelungen, ein Rechtsrockkonzert im von der NPD Barnim-Uckermark (BUM) genutzten ehemaligen Stasigelände in Biesenthal zu verhindern.

Biesenthaler Bürger hatten am letzten Samstag zahlreiche Personen auf dem Gelände bemerkt und auch einen Polizeihubschrauber beobachtet, der über dem Gelände kreiste. Der Hubschrauber sei sogar am Sonntag erneut da gewesen, hieß es in einer E-Mail, die gegenrede.info erreichte. Eine Nachfrage bei der Pressestelle der Polizei des Schutzbereiches Barnim ergab, dass von der Polizei "in Biesenthal Vorbereitungshandlungen für ein offensichtlich rechtsextremes Musikkonzert festgestellt worden" waren. Deshalb sei es im Biesenthaler Erich-Mühsam-Weg am Samstagnachmittag zu einem Polizeieinsatz gekommen, bei dem unter anderem ein Polizeihubschrauber zum Einsatz kam. "Die geplante Veranstaltung wurde unterbunden. Anreisende Personen wurden abgewiesen," heißt es von Seiten der Polizei weiter. Über die Anzahl der angereisten Personen machte die Polizei keine Angaben.

Biesenthal wird wichtiger

Nach der juristischen Niederlager der NPD im Streit um das Gut Johannesberg in Rauen, wird das Gelände in Biesenthal für die Brandenburger Rechtsextremisten immer wichtiger. Im Moment dient es dazu, die Jugendlichen aus den Kameradschaften im Barnim, Märkisch-Oderland und der Uckermark bei Laune zu halten. In diesem Jahr gab es dort schon zwei größere Veranstaltungen.

Am 1. Mai war es den Rechtsextremisten gelungen, trotz Polizeikontrollen und der Beschlagnahme von Musikinstrumenten ein Rechtsrockkonzert zu veranstalten. Im Naziforum "thiazi.net" schrieb man von drei Bands: Stargarder Jungs, Tätervolk und Exzess. Anschließen wurde ausgiebig über Möglichkeiten diskutiert, die Polizei zu überlisten. Der entsprechende Diskussionsstrang ist mittlerweile aus dem Forum wieder verschwunden.

Am 21. März wurde zwei Jahre Kameradschaft Märkisch Oder Barnim (KMOB) gefeiert. Dabei war es nach reichlich Bierkonsum zum Streit zwischen einigen Hatecore Warriers aus der Uckermark und den KMOBern um die Bezahlung gekommen, der in eine Prügelei ausartete und zahlreiche Gläser zu Bruch gehen ließ.

Verschleierte Eigentumsverhältnisse

Das Gelände, das früher von der Stasi und nach der Wende durch den Kreis Barnim als Asylbewerberheim genutzt wurde, gilt schon seit letztem Frühjahr als Objekt rechtsextremistischer Begierden. Möglicher Pächter oder zukünftiger Eigentümer wird nach jetzigem Wissensstand allerdings nicht die NPD sein. "Das Gelände ist von einer Devasta GmbH in Gründung gepachtet worden. Geschäftsführer ist der ehemalige NPD-Kreischef von Barnim-Uckermark Mike Sandow", so Biesenthals Bürgermeister André Stahl.

Um die Sorgen und Ängste der Einwohner Biesenthals zu vertreiben, hatte sich die Devasta GmbH im letzten Jahr in einem Flugblatt an die Öffentlichkeit gewandt. Unter der Überschrift "Ein offenes Wort zum ehemaligen Asylbewerberheim in Biesenthal" versuchte die ihren Namen nicht nennende "Geschäftsleitung" zu vernebeln: "Zu keinem Zeitpunkt war oder ist die NPD Eigentümer, Mieter oder Pächter der Immobilie im Erich-Mühsam-Weg und es fanden auch keine 'NPD-Veranstaltungen' statt. Entsprechend kann die NPD auch kein 'Schulungszentrum' errichtet oder geplant haben."

Entsprechend dieser Argumentation taucht auch im mittlerweile Amazon-freien "Nationalen Netztagebuch", dem Online-Medium der NPD BUM, das seit April wieder erreichbar ist, kein Wort über die polizeiliche Repression in Biesenthal auf.

Unabhängig davon, wie die Eigentumsverhältnisse wirklich sind, die NPD BUM kann das Grundstück jederzeit nutzen und den jungen Kameraden, auf die sie ja im kommenden Wahlkampf angewiesen ist, einen Platz zum Feiern bieten.



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