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news >> 2008 >> 080621_01

21.06.2008 Stand 23.06.2008

Konflikt um den Sexualstraftäter Werner K. in Joachimsthal

Müder NPD-Aufmarsch in Joachimsthal

Joachimsthal (ipr) Rund 150 Menschen haben am heutigen Samstag in der Joachimsthaler Kirche friedlich gegen einen zeitgleichen NPD-Aufmarsch in dem Ort protestiert. Die NPD-Demonstration mit knapp 60 Teilnehmern stand unter dem Motto "Sicherheit, Recht und Ordnung - keine Gnade für die Täter" und richtete sich gegen die Freilassung des Sexualstraftäters Werner K., der seit seiner Entlassung in der Stadt bei Verwandten wohnt.


Demonstrationsvorbereitungen am Bahnhof foto: ipr

Mit etwa 80 Teilnehmern blieb der Aufmarsch der NPD im Rahmen dessen, was die Partei im Vorfeld erwartet hatte. Alle Nazis wurden auf dem Weg zum Kundgebungsort peniblen Kontrollen durch die Polizei unterzogen. Mit knapp halbstündiger Verspätung begann die völkische Veranstaltung, die als Hauptparolenschreier den NPD-Sängerknaben und Berliner Parteivorsitzenden Jörg Hähnel aufgeboten hatte.

Beim anschließenden Marsch durch die Joachimsthaler Innenstadt säumten doch mehr Polizisten als Zuschauer die Straßenränder. Fleißig wurden rechte Parolen skandiert. Für den polemischen wie falschen Satz, in Deutschland würden Falschparker mittlerweile härter bestraft als Sexualstraftäter, erntete der Mann am Lautsprecherwagen sogar Applaus. Als er konkreter wurde und den Aufbau einer Bürgwehr unter führung der NPD anbot und nach Selbstjustiz rief, blieben die Joachimsthaler sehr verhalten.

Zu spontanen Protesten gegen die Nazis kam es am Rand der Demonstration allerdings nicht. Eher wurde Sympathie für die Forderung des Wegsperrens von Werner K. geäußert. Mit der Parole "Todesstrafe für Kinderschänder" konnte die NPD bei den Schaulustigen nicht kaum punkten.

Ex MHS Kader nicht vor Ort

Christian Banaskiewicz, einer der Nazi-Führungsfiguren in Joachimsthal und im Barnim, nahm an der NPD-Demonstration nicht teil. Im April hatte er auf seiner Website "Märkisches-Infoportal" noch gegen Werner K.gehetzt. Zur Demonstration war auf seiner Online-Präsenz nichts zu lesen. Stattdessen gibt es dort seit heute einen Artikel zum Thema "Sonnenwende und Weihnachten" zu lesen. Gleiches gilt auch für seinen Kumpel aus Märkischen Heimatschutzzeiten, Gorden Reinholz, dessen Domizil in Eberswalde bei keiner Hausdurchsuchung in der rechten Szene fehlen darf. Beide hätten in Joachimsthal ein Heimspiel gehabt, zogen es aber vor, durch Abwesenheit zu glänzen.

Bei der zeitgleich stattfindenden Gegenveranstaltung in der Kirche waren die Bürgermeisterin von Joachimsthal Gerlinde Schneider und der Barnimer Landrat Bodo Ihrke (SPD), vor Ort. "Wir haben ein Zeichen gegen Rechts gesetzt", sagte Pfarrerin Beatrix Spreng gegenüber dpa. Nur leider haben das die Rechten nicht wahrgenommen, meint dazu gegenrede.info. Interessant ist, dass sich niemand von der Bürgerinitiative "Nachbarschaftliche Solidaritätsgemeinschaft", die dafür kämpft, dass Werner K. wieder aus Joachimsthal verschwindet, bei der Protestveranstaltung gegen die Nazi-Demonstration hat blicken lassen.

Vorgeschichte

Werner K. war Mitte April nach 22 Jahren Haft wegen mehrfacher Vergewaltigung von Frauen und Kindern freigekommen und zu Verwandten nach Joachimsthal gezogen. Zuvor hatte der Bundesgerichtshof einen Antrag auf nachträgliche Sicherungsverwahrung wegen rechtlicher Mängel zurückgewiesen. Nach Protesten der Bevölkerung verließ der als gefährlich geltende Mann Ende April den Ort, um sich in einer Klinik behandeln zu lassen. Nach Indiskretionen musste er seine Therapie allerdings Ende Mai abbrechen. Ein neuer Platz wurde bisher nicht gefunden.

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