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28.08.2007
Besitzergreifung des öffentlichen Raumes
Totengedenken mit Hakenkreuz
PRENZLAU (ipr) Am letzten Wochenende war in der „Prenzlauer
Zeitung“ auf Seite 22 unter der Rubrik „Traueranzeigen“ eine beachtenswerte Anzeige
mit Foto in bester Platzierung zu sehen. Da bedankte sich eine Tochter für die
Anteilnahme am Tod ihres Vaters bei all denen, die ihm die letzte Ehre erwiesen
hatten. Dazu präsentierte sie ein Foto ihres Vaters als jungen Mann in Wehrmachtsuniform,
als Unteroffizier der Luftwaffe. Unverkennbar das Hakenkreuz auf Uniform und Schirmmütze.
Was passiert hier? Es ist kaum anzunehmen, dass dies das einzige abdruckbare Foto
des Vaters ist, das die Familie besitzt. Dieses Foto ist ein Signal an die alten
und die jungen Kameraden. Während auf den vorderen Seiten über ausländerfeindliche
Übergriffe in Mügeln, Bützow, Beeskow, Magdeburg und über die NPD-Verbotsdiskussion
berichtet wird, macht sich auf den hinteren Seiten der Revisionismus breit. In
Prenzlau gibt es unbeachtet von kritischer Öffentlichkeit und lokale Presse Bestrebungen
von Nazis, den öffentlichen Raum mit ihren Inhalten zu besetzen. So trafen sich
am 8. Mai 2007 Angehörige der Nazi-Kameradschaften „Heimatschutz Germania“ und
„Bündnis Preußen“ auf dem Prenzlauer Stadtfriedhof (der „Uckermark Kurier“ berichtete
nicht), um gemeinsam den „Tag der Niederlage“ zu betrauern. Geschlossen marschierte
der Trupp zur Grabanlage des Deutschen Soldatenfriedhofes des Zweiten Weltkrieges.
Eine Gedenkrede wurde gehalten. Zitat: „Wir haben uns heute hier eingefunden um
unseren Toten und den gefallenen Soldaten der deutschen Wehrmacht und der Waffen-SS
zu gedenken. Unser Motto für heute soll lauten: Der Tod fürs Vaterland ist ewiger
Verehrung wert.“ Eine Schweigeminute wurde eingelegt und zwei Kränze niedergelegt.
Der Inhalt Rede war durchaus programmatisch: „Doch nicht alle gedenken heute unserer
tapferen Soldaten. Nein im Gegenteil sie verachten die gefallenen und noch lebenden
Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS und difarmieren (gemeint ist hier wohl
diffamieren) sie vor aller Welt als blutrünstige Mörder und Kriegsverbrecher,
was man uns und allen nach uns schon in der Schule eintrichtern wollte. Doch wir
haben diesen Schleier der Lüge und Hetze gegen uns und unsere Vorfahren durchschaut
und haben es uns zur Aufgabe, gar zur Pflicht gemacht dem Rest des deutschen Volkes
die Augen zu öffnen damit sie sehen was wir sehen.“
Natürlich ist es verwegen, einen personellen Bogen von der Verherrlichung der Wehrmacht Hitlers durch die
heutigen Nazis zu der sicher kostspieligen und so gewollten Traueranzeige zu ziehen.
Aber es gibt gedankliche Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen werden die Ursachen
und Ziele des von Hitler vorangetriebenen Krieges verschleiert und Militarismus
auf sogenannte soldatische Tugenden wie Ehre, Heldenmut und Vaterlandsliebe reduziert.
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