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news >> 2022 >> 220818_01

18.08.2022

Prozess um gestohlenes Nordkurier-Fahrzeug Teil 3

Die Angeklagten erklären sich für schuldig

Prenzlau (ipr) Der Prozess gegen zwei Nazis vor dem Schöffengericht in Prenzlau begann Anfang August zum zweiten Mal. Den beiden Männern wird Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Trunkenheit im Verkehr, Sachbeschädigung und Fahrerflucht vorgeworfen. Heute wird das Urteil erwartet.

Konkret geht es um den Diebstahl eines Nordkurierfahrzeuges, das in Prenzlau in den frühen Morgenstunden des 8. April 2020 einem Zeitungsausträger durch die beiden Angeklagten, Florian-Paul J. (17) und Marco S. (42), entwendet worden sein soll. Anschließend soll es zu einer wilden Verfolgungsjagd mit der Polizei gekommen sein.


Florian J. auf Facebookfoto: ipr

Im April 2022 war der Prozess geplatzt, weil zwei Zeugen nicht erschienen waren. Die Polizei konnte sie damals auch nicht herbeischaffen. Der Verteidiger des 17-Jährigen wollte zumindest nicht auf die Aussage von Josefine S. verzichten. Das Gericht und die Verteidiger fanden keine passenden Termin, um den Prozess im gesetzlich vorgeschriebenen Zeitrahmen fortzusetzen. Deshalb entschied man sich, den Prozess im August neu anzusetzen.

Beide Angeklagten gestanden ihre Schuld ein. Das ließen sie über ihre Anwälte erklären. Nachfragen ließen die Angeklagten nicht zu. Der zum Tatzeitpunkt 15-jährige Florian-Paul J. will den Wagen die ganze Zeit gefahren haben. Das steht im Widerspruch zu der Aussage des Zeitungsausträgers, der behauptete, der Größere habe den Hund an den Kleineren übergeben und sei dann auf der Fahrerseite eingestiegen während der Kleinere mit dem Hund auf dem Beifahrersitz Platz genommen habe.


Florian J. auf Facebookfoto: ipr

Die Zeitungsausträger des Nordkurier – und wahrscheinlich nicht nur die – haben die Angewohnheit, die Zeitungen bei laufenden Motor in die Briefkästen zu stecken. Danach waren die beiden Diebe zur Wohnung von Josefine S. gefahren. Obwohl sie - so ihre Einlassung – den Wagen nur entwendet haben, um nach Hause zu fahren. Sie seien zu betrunken gewesen, um zu laufen.

Diesmal erschien Josefine S. vor Gericht und konnte wenig aufhellendes zur Frage beitragen, wer nun den Wagen gefahren hat. Sie sagte, dass Marco S. den Autoschlüssel in der Hand gehabt habe. Sie konnte wegen der Dunkelheit allerdings nicht sehen, wer den Wagen fuhr. Danach hatte sie die Polizei alarmiert. Dort war der Zeitungsausträger auch schon aufgetaucht.

Ein Streifenwagen macht sich auf die Suche nach dem Nordkurierkastenwagen und entdeckte das Fahrzeug auf der Stettiner Straße in Richtung Pasewalk. Das war nun gar nicht die Richtung Georg-Dreke-Ring, wo die beiden Männer hinwollten. Die Verteidige nannten das einen Schleichweg wählen. Ob die Bundesstraße 109 wirklich als Schleichweg gelten kann, mag das Gericht entscheiden. Währen sie direkt nach Hause gefahren, wären sie zu diesem Zeitpunkt längst daheim gewesen.

Grand Tour

Um zu erfahren, wie der Wagenklau ablief, lohnt der Blick in die Polizeimeldung des Tattages: "… Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatte er Zeitungen ausgefahren und war dazu mit einem Opel Combo unterwegs gewesen. In der Straße des Friedens kamen zwei Männer auf ihn zu. Sie verwickelten den Zusteller in ein Gespräch, in dessen Folge sich einer der beiden "Herren" vor ihm aufbaute und somit den Zugang zum Fahrzeug versperrte. Der andere Mann nahm auf dem Fahrersitz Platz, wartete, bis sein Komplize ebenfalls in das Auto sprang und dann brauste das Duo davon.


Florian J. auf Facebookfoto: ipr

Im Zuge der Nahbereichsfahndung konnte der Opel bei Wittenhof entdeckt werden. Die Fahrt ging bis hinein nach Prenzlau, wo der Wagen in der Brüssower Straße einen geparkten VW beschädigte. Im Georg-Dreke-Ring sprangen die beiden Insassen aus dem Fahrzeug und versuchten zu entkommen. Den Beamten gelang es, einen der Flüchtigen zu greifen. Bei ihm handelt es sich um einen bereits hinlänglich bekannten 40 Jahre alten Uckermärker. Er wurde vorläufig festgenommen. Die Fahndung nach dem zweiten Täter war ebenfalls erfolgreich. Der 15-Jährige sitzt nun ebenfalls Kriminalisten gegenüber."

Im Polizeibericht fehlt, dass die beiden Nazis mit einem weißen Hund unterwegs waren, der am Ende der Flucht das Weite suchte. In dem Polizeibericht fehlt auch, dass die beiden Männer über einen Feldweg nach Baumgarten flohen und dort einen quergestellten Polizeiwagen mit Vollgas durch einen Graben umkurvten. So jedenfalls berichtete es der damalige Dienstgruppenleiter im Zeugenstand. Bei der weiteren Verfolgungsjagd zurück nach Prenzlau habe er mehrfach versucht das Fahrzeug zu überholen. Dabei seien die Wagen auch aneinander gestoßen.

Hinlänglich bekannt

Der hinlänglich bekannte Mann ist Marco S. Er war am 13. Juli 2002 an der Ermordung von Marinus Schöberl in Potzlow beteiligt und zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt worden. Derzeit sitzt er eine elfmonatige Gesamtstrafe ab, weil er einen Flüchtling geschlagen und zwei Frauen sexistisch begrapscht hat. Davor gab es eine zehnmonatige Haftstrafe, weil er beim Baden im Uckersee sein Hakenkreuz-Tattoo zur Schau gestellt hat.


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