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news >> 2018 >> 181021_01

21.10.2018

Nazi-Handel trotz Prozess nicht gestoppt

Handel mit Nazi-Devotionalien erneut vor Gericht

Prenzlau (ipr) Seit Freitag vergangener Woche wird zum wiederholten Mal gegen Udo W. aus dem Boitzenburger Land wegen Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verhandelt.

Der Verteidiger kam heute wieder einmal ohne den Angeklagten. Dessen Stuhl blieb leer. Trotzdem konnte verhandelt werden, weil Udo W. seinem Verteidiger eine entsprechende Vollmacht ausgestellt hat.

Beschuldigt wird der heute 47-jährige Mann zwischen 2005 und 2010 hunderte Duplikate von Nazi-Devotionalien in Polen hergestellt, nach Deutschland importiert und hier unter anderen über E-Bay verkauft zu haben. Die Staatsanwaltschaft sprach damals von 650 Kunden, die von ihr identifiziert worden seien.


SS-Dolch mit Hakenkreuz und Siegrunescreenshot: ipr

Darunter waren zum Beispiel Siegelringe, Ritterkreuze, Koppelschlös- ser, Nahkampfspangen oder SS Ehrendolche. Die Preise reichten von 10 bis 45 Euro pro Stück. Insgesamt hatte die Polizei über 650 Käufer ermittelt. Die Gelder flossen hauptsächlich auf Bankkonten in Görlitz, Gera und Potsdam.

Seit Jahren schon versucht nun die Justiz, den Sohn einer Templiner Pfarrersfamilie zu stoppen. Der Prozessauftakt am Freitag ist mittlerweile der dritte Anlauf seit 2012 in diesem Verfahren.

Beim ersten Mal ließ Udo W. den Prozess platzen, weil er ein Verständigungsangebot des Strafrichters nicht annahm. Damals waren es noch 41 Anklagepunkte.

Udo W. hofft auf Verjährung

Im März 2015 begann der zweite Versuch. Udo W. erschien vor Gericht . Die ersten Zeugen konnten angehört werden und man bekam einen Einblick wie Udo W. seine Geschäfte im Netz organisierte.


Udo W. 2015 in einer Gerichtspausefoto: ipr

Der Gründer und Leiter des Theaters Klosterruine Boitzenburg hatte Udo W. als Ein-Euro-Jobber in seinem Büro angestellt. Kurz darauf soll es zu massiven Kostensteigerungen bei den Internet- und Telefongebühren gekommen sein. Auch soll Udo W. die Identität des Theaterleiters im Netz für seine Geschäfte missbraucht haben. Er schilderte den Angeklagten als einen Rechten, der am Liebsten wieder in Polen einmarschieren würde.

Eine ehemalige Lebensgefährtin von Udo W. bestätigte, den Hang des Angeklagten zu NS-Militaria und dass er damit prahlte, Nachbildungen in Polen herzustellen und im Internet zu verkaufen. Teilweise flossen Gelder aus diesen Verkäufen auch auf ihr persönliches Bankkonto. Als Grund nannte sie die Nebenkosten des gemeinsam genutzten Hauses.

Insgesamt waren 2015 vier Prozesstage angesetzt. Am zweiten Prozesstag erschien Udo W. gar nicht erst vor Gericht. Kurz vor Sitzungsbeginn ließ er seinem Anwalt mitteilen, dass er sich nicht wohl fühle und nicht erscheinen werde.

Als er am dritten Prozesstag ebenfalls nicht erschien, erließ das Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft den Strafbefehl: ein Jahr Haft, die zu drei Jahren auf Bewährung ausgesetzt wurde. Sonst wäre der Prozess geplatzt, der Abstand von maximal 21 Tagen zwischen zwei Verhandlungstagen wäre überschritten worden. Möglicherweise wären dann ein Großteil der angeklagten Taten verjährt.

Sein Einspruch dagegen wurde erst verworfen. In der zweiten Instanz bekam Udo W. allerdings Recht.

Er ist nicht wieder da


Zynischer geht es kaumscreenshot: ipr

Deswegen hieß es am Freitag: auf ein Neues. Sein Verteidiger forderte die Einstellung des Verfahrens, weil die Delikte verjährt seien. Das gelang nicht. Nach Auffassung des Gerichtes ist durch den einmal erlassenen Strafbefehl die Verjährung dauerhaft gehemmt.

Deshalb wird der Prozess in zwei Wochen mit den ersten Zeugenvernehmungen fortgesetzt. Weiterhin ohne den Angeklagten. Seine Geschäfte im Internet gehen derweil weiter.

Das Geschäft geht weiter

Trotz Anklage und Prozess wegen des Ebay-Handels soll der Boitzenburger parallel sogar noch einen Online-Shop auf einem Server in den USA aufgemacht haben. So sieht es die Staatsanwaltschaft in Neuruppin und ermittelt erneut gegen den Mann. In dem Online-Shop werden die alten Produkte angeboten. Aber die Produkte gehen weit darüber hinaus. Dort werden unter anderem Hakenkreuz-Bettwäsche, Hitler-Öko-Wein und zum Knabbern Zyklon B - Erdnüsse verkauft. Sein neuestes Produkt nennt W. "Muselstop mit echter Schweinejauche", Preis ganz im Sinne des Führers 18,88 €.


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