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news >> 2010 >> 100530_01

30.05.2010

Rechtsextremistischer Aufmarsch in Bernau fand nicht statt

Nazi-Kurzbesuch auf den Bernauer Busbahnhof

Bernau (ipr) Die für den gestrigen Samstag von der Kameradschaft Märkisch Oder Barnim (KMOB) in Bernau angemeldete Versammlung unter Motto „Jugend braucht Zukunft“ konnte vom Veranstalter nicht wie geplant durchgeführt werden und wurde am Sammelpunkt Busbahnhof Bernau nach etwa zwei Stunden vorzeitig durch die Polizei beendet.

Hintergrund der zeitlichen Verzögerungen waren laut Polizeibericht neben der späten Anreise der Teilnehmer und den umfangreichen polizeilichen Vorkontrollen, bei denen Schlagstöcke und ein Messer sichergestellt und drei Personen in Polizeigewahrsam genommen wurden, insbesondere eine friedliche Blockade an der Einmündung des Bahnhofsvorplatzes durch mehrere hundert Menschen.


Bernau: Mit guter Laune ließen die 400 Demonstranten die Nazis nicht vom Hof. foto: "brandenburg nazifrei"

Nachdem einer dreimaligen polizeilichen Aufforderung zur Räumung der Kreuzung von den Gegendemonstranten nicht Folge geleistet wurde, hat der Leiter des Polizeieinsatzes aus Gründen der Verhältnismäßigkeit davon Abstand genommen, die Kreuzung mittels unmittelbaren Zwang zu räumen. Die etwa 100 Teilnehmer reisten unter starker Polizeibegleitung zu ihren Wohnorten ab.

Was aus den 50 Rechtsextremisten geworden ist, die laut eines Sprechers des Bündnisses "Brandenburg Nazifrei" vom Bernauer Bahnhof Friedrichsthal zu Fuß zum Busbahnhof unterwegs waren, ist bisher unklar.

Erfolgreicher Protest

Rund 500 Menschen waren dem Aufruf laut Angaben der Inititoren gefolgt und hatten sich an Menschenblockaden gegen den geplanten Naziaufmarsch beteiligt. "Darunter viele BernauerInnen, UnterstützerInnen aus der Region, antifaschistische Gruppen, zivilgesellschaftliche Initiativen, sowie PolitikerInnen und Gewerkschafter", hieß es in einer Erklärung des Bündnisses.

Zuvor hatten bereits rund 100 Menschen an einer Kundgebung an den Gedenksteinen für ermordete Juden teilgenommen, wie die Referentin des Bürgermeisters und Organisatorin der Aktion, Eva Maria Rebs, auf Anfrage von ddp berichtete.

Abmarsch und Einschätzung

Nach Angaben des Berliner Medienkollektivs führ mehr als die Hälfte der abrückenden Nazis nach nach Berlin-Schöneweide. Dort wurden sie am Bahnhof von einem Großaufgebot der Polizei in Empfang genommen und von diesen am „Fest für Demokratie“ vorbei zur Kneipe „zum Henker“ geleitet. Weitere sechs der ehemaligen Aufmarschteilnehmer holten vier Kästen Bier um diese am Bahnhof Bornholmer Straße zu leeren, dabei kamen sie wieder in eine Polizeiliche Maßnahme.

Der 25-jährige KMOB-Führer Robert Gebhardt aus Bad Freienwalde brachte das Ergebnis dieser misslungenen Nazi-Demonstration in seinem Jappy-Profil auf den Punkt: "alles scheiße wieder mal". Gebhards rechte Kameraden sehen das Hauptproblem in der Tatsache, dass die Linken die Demonstrationstreffpunkte im voraus kennen. Für kommenden Samstag in Eberswalde sehen die KMOBler ein ähnliches Debakel auf sich zukommen. Der bisher letzte Kommentar in Gebhardts Ticker lautet: "eine friedliche revolution wird es nich geben."

Und die Uckermark


Wandertag der FNUM auf dem Bahnhof Bernau. foto: christian jäger

Prominentester Besucher des bernauer Busbahnhofs aus der Uckermark war der rechtsextremistische Kreistagsabgeordnete und ehemalige NPDler Andy Kucharzewski aus Schwedt. Daneben durfte natürlich der FNUM-Lautsprecher Marian Fleske nicht fehlen. Diesmal allerdings ohne Megafon. Dazu waren noch fünf weitere Aktivisten der Freien Nationalisten Uckermark (FNUM) aus Angermünde, Schwedt, Parstein und Prenzlau gesichtet worden.


Wandertag der FNUM auf dem Bahnhof Bernau. foto: christian jäger

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Lothar Priewe schrieb am 02.06.2010
Es war ein Freudenfest für alle Demokraten und Tag der Frustation für die hiesige Nazibewegung. Beeindruckend war für mich, wie viele junge Leute und auch Personen aus dem gesamten Parteienspektrum Bernaus und dem ganzen Barnim dabei waren, um dem vorvorgestrigem Spuk seine Grenzen aufzuzeigen.
Gleiche Aktionen beim Auftreten dieses einer verbrecherischen Ideologie anhängenden Männchen wünscht man sich auch in unserer Uckermark. Außerdem wäre auch wünschenswert, wenn sich nicht nur ein oder zwei Uckermärker solidarischer Weise mit den Demokraten unseres Nachbarkreises bei solchen Aktionen sehen lassen würden. Aber vielleicht ist ja die nächste Möchtegerndemo des braunen Spektrums am kommenden Samstag eine entsprechende Möglichkeit sich entsprechend einzureihen.
Bedenklich ist natürlich die Bemerkung von Gebhard, daß eine friedliche (Nazi)-Revolution nicht möglich ist und weist in die Richtung nach dem Dresden-Debakel der Rechtsextremen, als über die zielgerichtete Gründung von gewaltbereiten Gruppen philosophiert wurde. (Als wenn wir die nicht schon hatten!)
Bedenklich stimmt mich jedoch der "Schlachtruf" einiger Jugendlichen: "Stalingrad, Stalingrad. Jeder Schuß ein deutscher Soldat." Dieses zeigt eine verheerende Parallelität zu I. Ehrenburgs Aufruf in Großen Vaterländischen Krieg, dass ein Tag ohne einen getöteten Deutschen ein verlorener Tag ist und von dem er sich und auch die damalige sowj. Führung im Nachhinein distanzierte. Zumal es an diesem Ort in keiner Weise angebracht war sich so zu entäußern.

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