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news >> 2008 >> 081213_01

13.12.2008

„Hatecore Warriors Uckermark“ und „Nationales Bündnis Preußen“

Kameradschaftstreffen in der Uckermark

Prenzlau (ipr) Am 15. November fand vor dem Prenzlauer Amtsgericht ein Prozess gegen den Rechtsextremisten Roy G. aus Bernau statt. Das bestätigte der Sprecher des Amtsgerichtes gegenüber „gegenrede.info“. Der 29-Jährige hatte sich wegen eines Notrufmissbrauchs vom 05. April diesen Jahres vor dem Strafrichter zu verantworten. Gegen die Zahlung einer Geldbuße von 300 Euro wurde das Verfahren nach § 153a StPO eingestellt.

Recherchen von „gegenrede.info“ haben ergeben, dass sich Roy G., der lange Zeit als Führer der Kameradschaft „Nationalen Bündnis Preußen“ (NBP) galt, am 05. April 2008 - dem Tag des Notrufmissbrauchs – in Uhlenhof (Gemeinde Uckerland) aufhielt.

Gemeinsam mit weiteren rechtsextremen Kameraden aus Schwedt, Prenzlau und Randowtal wollte er dem Germanenkult frönen und an einer „Ostara-Feier“ auf dem Grundstück von Irmgard Hack teilnehmen. Das wird auf Nachfrage auch vom Brandenburger Innenministerium bestätigt. Die 72-jährige Irmgard Hack sitzt derzeit für die NPD im Kreistag des Landkreises Uckermark.

Unklar bleibt, warum Roy G. sich genötigt sah, in Uhlenhof die Notrufnummer 110 zu wählen. Aufgrund der Missbrauchsanzeige, die ihm erst einmal einen Strafbefehl über 600 Euro einbrachte, kann man natürlich spekulieren, dass Polizei vor Ort war. Immerhin hat er gegen diesen Strafbefehl erfolgreich Widerspruch eingelegt und konnte ihn in eine Geldbuße von 300 Euro umwandeln, die er in sechs Monatsraten abzuzahlen hat. Staatsanwaltschaft und Gericht halten sich hier mit weiteren Auskünften sehr zurück.


Nazis auf dem Demokriefest in Templin foto: opp

Unter den etwa zehn Anwesenden auf dem Grundstück von Frau Hack befand sich auch Christoph Z., der in der rechten Szene als aktueller Kameradschaftsführer der Hatecore Warriors Uckermark gehandelt wird. Der im Uckermärkischen Wollin beheimatete und in Potsdam Verwaltungsrecht studierende 26-Jährige agierte auf der Eröffnungssitzung des Uckermärkischen Kreistages Ende Oktober 2008 das erste Mal erkennbar in der Öffentlichkeit für die NPD. Ständig das Handy am Ohr, versuchte er vermutlich, die an der Veranstaltung teilnehmenden Nazis zu koordinieren. Die kamen zum einen Teil aus Schwedt und gehören zum dortigen NPD-Ortsverband, zum anderen Teil gehören sie zu jener Gruppe, die zum Demokratiefest in Templin einen Tag vor den Kreistagswahlen angeführt vom NPD-Kandidaten Stefan Schulz unter dem Lable „Hatecore Warriors Uckermark“ aufmarschiert waren aber auch gern unter „Autonome Nationalisten Uckermark“ firmieren.

Wiederbelebungsversuche

Trotz des Treffens von G. und Z. in Uhlenhof, scheint es nicht gelungen zu sein, die beiden Kameradschaften „Heimatschutz Germania“ und „Nationalen Bündnis Preußen“ zu gemeinsamen Aktionen zu bewegen. Noch im letzten Jahr war es zu einem gemeinsamen Auftritt beider Gruppen auf dem Prenzlauer Friedhof gekommen. Statt sich über die Befreiung von den Nazis und das Ende des 2. Weltkrieges zu freuen, gedachte man am 8. Mai 2007 den Gefallenen von Wehrmacht und Waffen-SS [mehr ...].

Seitdem ist es allerdings ruhig geworden um diese beiden rechtsextremen Kameradschaften. Zwar versuchte die NPD Barnim-Uckermark dem „Nationalen Bündnis Preußen“ wieder etwas Ansehen in der rechten Szene zu verschaffen, indem man es am 27. Januar 2008, anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktag, zu einer Geburtstagsfeier von Kaiser Wilhelm II. (27.Januar 1859) reanimierte [mehr ...]. Doch einen bleibenden Effekt erzielte man damit nicht.

Spätestens seit Domaindiebe Ende Februar 2008 die Website des „Nationalen Bündnis Preußen“ entführten, für Werbezwecke missbrauchten und in der Kameraschaft kein Finger gerührt wurde, die Domain zurück zu erlangen, war klar: „Nationalen Bündnis Preußen“, das war einmal. Um heute noch einen Blick auf die originale nicht aber unbedingt originelle Website zu werfen, bedarf es des Internetarchivs „Wayback Mashine“ [mehr ...].

Es gab noch ein letzte Lebenszeichen. Ende März 2008 versuchte man sich an einem medienkritischen Flugblatt. Statt eine aktuelle Analyse der Medienlandschaft zu liefern, beschränkte man sich darauf, die Thesen eines 12 Jahre alten Buches des „National Zeitung“ Redakteurs Sven Eggers zu verbraten [mehr ...].

Am 8. Mai jedenfalls fand in diesem Jahr keine gemeinsame nationalistische Feierstunde auf dem Prenzlauer Friedhof statt. Auch wenn sich der „Heimatschutz Germania“ mit knapp einmonatiger Verspätung doch noch zu Wort meldete. In zwei knappen Sätzen behauptet die Gruppe auf ihrer Website, anlässlich des Endes des zweiten Weltkrieges einen Kranz niedergelegt zu haben.

Als sich Christoph Z. und weitere Kameradinnen und Kameraden am 27.06.2008 zwei Tage vor dem Finale der Fußball-Europameisterschaft zu einer Sommersonnenwendfeier in Uhlenhof bei Frau Hack aufhielten und man gemeinsam alte Volkslieder sang, war Roy G. allerdings nicht dabei.

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