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Spurensuche im rechtsradikalen Thiazi Forum

„Ragnaroek“ oder was Nazis über sich ...

Die ersten persönlichen Dinge über „Ragnaroek“ sind am 29.08.2005 im Thread „Arbeit, Auto, Frisur, Bier und Ehestand“ zu finden. Sein knappes Statement zu den fünf Fragen: „Hartz 4, Fahrrad, 3 mm, Ducksteiner (Das Bier des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I in Preußen) + Schultheiß.“

Was für ein Beruf vor „Hartz 4“ lag, ist im Forum nicht klar erkennbar. Es gibt eine Passage im Diskussionsstrang „Waffen zur Selbstverteidigung“. Daraus lässt sich vermuten, dass er auf dem Bau gearbeitet hat: „Mein Freund Sergei hat mir mal erzählt, warum er hier in Deutschland geblieben ist und als einfacher Fliesenleger arbeitet, obwohl er bei der Russenmafia oder in irgendeiner Sicherheitsfirma viel besser dastehen würde. Er sagte, es würde seine Seele und seine Gefühle verbrennen, die er erst in der Ruhe von Deutschland wieder gefunden hätte. Ich habe ihn auf ner Baustelle kennengelernt und (...) .“

Die Biermarken sind ein erster Hinweis auf seinen möglichen Wohnort: Berlin und Umgebung. Nur die Frage nach dem Ehestand hält er geheim. Warum das so war, verrät er knapp ein Jahr später am 7.08.2006 im sehr intimen Thread „Alleinerziehend!NS und Familiensinn“ (http://forum.thiazi.net/archive/index.php/t-56750.html).

Dieser Diskussionsstrang wurde von Stammschreiberin „nickimuench“ aus München initiiert. Sie klagt darüber, dass der Vater ihrer 10 Monate alten Tochter nur Saufen, Konzerte, Stammtisch, Kameraden und andere Frauen im Kopf habe. Dass er sich nicht ums Kind kümmere, und dass sie nur Spott und Hohn von ihm ernte, weil sie alles mache und sogar das Geld verdiene. Sie sieht, dass trotz Naziumfeld, immer mehr Beziehungen kaputt gehen. Die stellt fest, dass zwischen nationalsozialistischen Gedankengut und Realität ein große Lücke klafft. Sie schwärmt für „Bund deutscher Mädchen“ und „NS-Frauenschaft“.

Andere Frauen in diesem Thread bestätigen die Beschreibung von „nickimuench“. Die an der Diskussion beteiligten Männer wirken betroffen und gestehen, dass es oft eine große Lücke zwischen Theorie und Praxis gibt.

„Ragnaroek“ meldet sich erst recht spät zu Wort, ist aber recht gesprächig. Er hält die Familie hoch, gibt aber zu bedenken, dass sich Ehepaare auch auseinanderleben können. Und plötzlich ist er gar nicht mehr zu bremsen. Seine Kinder sind aus dem Haus. Seine Frau hat ihn nach 21 Jahren Ehe verlassen. Er hat drei Jahre nur gesoffen. Erst als er Opa wurde, hat sich sein Leben wieder geändert. Und er trinkt keinen Alkohol mehr.

Warum ist „Ragnaroek“ plötzlich so gesprächig? Die Lösung ist simpel, er hat eine neue Frau kennen gelernt. Er ist verliebt: „Sie ist einfach meine Traumfrau und ich wohl ihr Traummann!
Ich begreife es immer noch nicht so ganz, aber das will ich auch garnicht.
Ich genieße mit allen Sinnen, was ist!“

Was er damit will? Ausdrücken, dass es auch für „nickimuench“ eine Perspektive gibt. „Das wollte ich mit meinem Beitrag ausdrücken! Irgendwo wartet jemand auf dich Nicky! Finde ihn!“
Und dann rückt er damit raus, dass seine neue Liebe ein Kind hat: „Ich habe nun auch nen 2-jährigen "Ziehsohn" und kann gewiß nicht der Papa sein, was ich auch nicht will. Aber ein Freund kann ich sein!“ Vater kann er nicht sein, da fehlen die Blutsbande. „Und Erfahrung mit Kinder großziehen habe ich auch genug, meine sind in den Zwanzigern! ... Kopf hoch, Nicky, es geht alles weiter!“

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